Unter ‚Faksimile‘ (ein Kunstwort, gebildet aus latein. ‚fac simile‘ – „mach [es] ähnlich“) versteht man heute im allgemeinen die originalgetreue Reproduktion und Vervielfältigung einer Buchhandschrift (oder auch eines frühen Drucks) mit modernen drucktechnischen Mitteln. Besondere Bedeutung haben die authentische Wiedergabe der Farben, des originalen Formats sowie aller im Lauf der Zeit entstandenen Benutzungsspuren und Mängel (z. B. auch Flecken, Risse und andere Beschädigungen der Blätter). Oft sind auch Unregelmäßigkeiten im Beschnitt der Blätter berücksichtigt, so dass der Buchblock wie beim Original keine glatten Ränder aufweist. In vielen Fällen, gerade bei neueren Faksimiles, sind die Blätter entsprechend dem Original gefalzt und zusammengeheftet. Pergament, aus dem zumeist das Schreibmaterial des Originals besteht, wird in aller Regel für Faksimiles nicht verwendet, es gibt jedoch Versuche, das Papier so zu bearbeiten, dass es sich (vermeintlich) wie Pergament anfühlt.
Der große Vorteil der Buchfaksimiles liegt darin, dass sie ein genaues Studium der Schriftformen und der Illuminationen ermöglichen und damit die Einsichtnahme in das Original weitgehend entbehrlich machen. Die Originalhandschrift wird damit nicht nur geschont, sondern unabhängig von ihrem Ort nutzbar und gewissermaßen vervielfacht. Der heutige Wissensstand über Paläographie und Buchmalerei wäre ohne die Existenz von Faksimiles, die seit etwa 150 Jahren mehr und mehr Verbreitung gefunden haben und zunehmend perfektioniert wurden, nicht denkbar. Gegenüber einem Digitalisat hat das Faksimile als Sekundärmedium den Vorteil der realen Dreidimensionalität. Das historische Objekt kann – in gewissen Grenzen – in seiner Materialität begriffen und studiert werden. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu, der in einer kirchlichen Bibliothek besondere Beachtung verdient: Die meisten mittelalterlichen und auch viele frühneuzeitliche Buchhandschriften waren religiösen Inhalts und nicht nur wegen ihres hohen materiellen Werts Gegenstand des Respekts und der Verehrung. Auch davon vermag ein Faksimle eher als ein Digitalisat eine greifbare Vorstellung zu vermitteln.
Der hohe Anspruch an die Authentizität und kunsthandwerkliche Qualität eines Faksimiles (was meistens auch den Einband betrifft) bedingt, dass entsprechende Ausgaben nach wie vor einen hohen Preis haben. Öffentliche Bibliotheken können in der Regel aus dem ordentlichen Etat keine größeren Sammlungen aufbauen. So verdankt auch die Bibliothek des Priesterseminars die außerordentliche Größe und Qualität ihres Bestands an Faksimiles vor allem dem Sachverstand und der Großzügigkeit zweier Förderer, die ihre privaten Sammlungen dem Priesterseminar übereignet haben und außerdem Anschaffungen der Bibliothek finanziell unterstützt haben: Prälat Prof. DDr. Franz Ronig, früherer Diözesankonservator und Kustos des Domschatzes in Trier, und Msgr. Prof. DDr. Ekkart Sauser, Emeritus für Kirchengeschichte des Altertums, Patrologie und Christliche Archäologie an der Theologischen Fakultät Trier. Die Faksimilesammlung der Bibliothek des Priesterseminars kann als Teilbestand gezielt durchsucht werden. Das Studium der Bände ist– nach rechtzeitiger Anmeldung – in den Räumen der Bibliothek möglich.