Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars
Dr. Benedikt Mauer • Stadtarchiv Düsseldorf
In seinem Vortrag in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier holte Dr. Benedikt Maurer (Leiter des Düsseldorfer Stadtarchivs) „Jan Wellem“, den „großen Bruder Franz Ludwigs“ von seinem volkstümlichen Sockel.
Johann Wilhelm wurde 1658 als ältester Sohn Philipp Wilhelms von Pfalz-Neuburg und Elisabeth Amalies von Hessen-Darmstadt in Düsseldorf als Erbprinz geboren. Ein politisches und familiäres Bündnis verband ihn lebenslang mit dem Haus Habsburg. Denn er ehelichte mit Erzherzogin Maria Anna Josefa von Österreich eine Tochter Kaiser Ferdinands III. Trotz dieser Verwandtschaft und seiner Würden als Pfalzgraf, Herzog und Kurfürst blieb Johann Wilhelm stets nur eine deutsche Mittelmacht. Die angestrebte Rangerhöhung durch eine Königswürde und größerer politischer Einfluss gelangen nie.
Erst nach den Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekriegen konnte seine Herrschaft in der Kurpfalz Fuß fassen. Deshalb wurde das pfälzische Heidelberg auch nie Hauptresidenz, stattdessen ließ Johann Wilhelm seine Geburtsstadt ausbauen: Das Schloss wurde erweitert und ein Opernhaus errichtet. Kunst, Kultur und Wissenschaft förderte er als Mäzen und kenntnisreicher Sammler. So entwickelten sich die erlesenen Gemälde und Plastiken, die er mit seiner zweiten Frau Anna Maria Luisa Medici zusammengetragen hatte, zu einem Publikumsmagneten. Wirtschaftspolitisch hing er dem Merkantilismus an, indem er Zünfte, Handel und Besiedlung in seinen Territorien förderte. Religiös unterstützte er die katholische Reform, ließ aber in Düsseldorf die jüdische, reformierte und lutheranische Konfession zu. Trotzdem war er nicht tolerant aus persönlicher Überzeugung, sondern aus Staatsraison. Der Referent zeigte überzeugend, dass Johannes Wilhelm das genaue Gegenteil eines volkstümlichen Landesherrn darstellte. Vielmehr gilt er heute als ein typischer absoluter Landesherr des Barockzeitalters.
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